Ausreden sammeln und Öhms behalten

Die Inspiration zu diesem Artikel verdanke ich Markus Sutera auf Spiegel.de

Personen, die ihre Fülltöne verteidigen, sammeln für sich Beweise, um nicht an Lösungen denken zu müssen. Sie holen sich Hilfe bei der Wissenschaft, bei komischen Ausreden, und schreiben danach Artikel wie diesen hier:

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Bei mir bekommst du keine Ausreden, sondern Lösungen.

Der Artikel von Markus Sutera beginnt so: „Ob bei Referaten in der Uni oder bei Meetings im Job: Wer Füllwörter nutzt, gilt als unsicher und unqualifiziert. Dabei erfüllen sie wichtige Funktionen im Miteinander – und erleichtern sogar das Verständnis.“

„Wer Füllwörter nutzt, gilt als unsicher.“ Meine Wahrnehmung ist: Die Füllwörter bedeuten lange nicht, dass jemand unsicher ist, aber durch die Füllwörter werden Menschen als unsicher wahrgenommen.

Warum ist das so? Auf einer Bühne fangen wir oft an, uns selbst zu beobachten. Uns fallen die unnötigen Töne bewusst auf. Was wir aber gar nicht bemerkt haben: Wir haben diese Töne genauso außerhalb der Bühne, nur beobachten wir uns selbst im Alltag nicht.

Ähnlich geht es unserem Publikum. Wir sind auf der Bühne unter ihrer Lupe und unsere Fülltöne werden viel genauer gehört als in einem alltäglichen Gespräch.

Daher stammt dieser Ruf von Unsicherheit, obwohl die Fülltöne überall sind. Auch in Situationen, wo wir uns locker, unbeobachtet und wohl fühlen.

Deuten Füllwörter auf mangelnde Qualifikation hin?

Die Zuhörer erwarten, dass die Person auf der Bühne qualifiziert ist, aber durch Öhms und Ähms kommt das Gegenteil zum Vorschein. Die unnötigen Töne machen einen unprofessionellen Eindruck, und wer unprofessionell wirkt, kann nicht gut überzeugen.

Daher steht für mich fest: Nachdem meine Kunden ihre Fülltöne loshaben, kommen sie viel professioneller rüber, obwohl sich an ihrer Erfahrung, Ausbildung oder ihrem Wissen nichts geändert hat. Gigantisch magisch! Fülltöne los, Reputation hoch!

Fülltöne und Füllwörter

An dieser Stelle ist es für mich wichtig, zwei Dinge zu unterscheiden: Fülltöne und Füllwörter. Gerne werden diese in den gleichen Topf geworfen, um nicht klar definieren zu müssen und die eigenen Fülltöne mit Hilfe von Füllwörtern zu verharmlosen.

Fülltöne sind Ähm, Öhm, Ääh, Ööh, Uhm in der Sprache oder „Ne“ am Schluss von einem Satz. Füllwörter sind z.B. genau, quasi, ja, also, und dann, sowieso oder letztendlich. Es gibt um die hundert solcher Wörter in der deutsche Sprache, aber sie werden erst zu lästigen Füllwörtern, wenn das selbe Wort zu häufig von einer Person genutzt wird.

Hier ein paar weitere Lieblingsfüllwörter zum Kosten:

also, halt, mal, eventuell, sozusagen, eigentlich, eben, tatsächlich, kaum, dementsprechend, nichtsdestotrotz, wieder, vielleicht, mal davon abgesehen, wirklich, zum Beispiel, im Prinzip, sag mal, natürlich, normalerweise, wohl, ziemlich, insofern, meines Erachtens, etwa, gerade, nicht wahr

In dem Artikel steht: „Füllwörter als unnötig abzutun, schießt weit über das Ziel hinaus.“

Hier ein Beispiel zum besseren Verständnis: Heute ist mein Tag. Heute ist genau mein Tag. Das „genau“ bringt viel mehr Gewicht in die Aussage. In dem Artikel werden die Fülltöne und Füllwörter nicht klar genug voneinander unterschieden: „Je interaktiver Sprache, desto wichtiger sind Ähs, Jas und Sozusagens.“

Was für wichtige Funktionen Fülltöne wie Ähs erfüllen, ist mir schleierhaft. Wie gesagt, wir dürfen nicht Füllwörter und Fülltöne miteinander mischen! Das sind zwei Paar Schuhe! Hat ein Öhm eine Bedeutung? Nein, hat es nicht. Hat ein „genau“ oder ein „quasi“ eine Bedeutung, wenn es nicht in Übermaß genutzt wird? Ja, hat es!

Probiere mal: Heute ist öhm mein Tag. Heute ist öhm genau öhm mein Tag.

Bitte nicht. Die Öhms bringen hier kein Mehrwert! Sondern genau das Gegenteil. Niemand glaubt es mehr, dass es dein Tag ist, weil es unter dem Öhm-Müll verborgen ist.

Methoden, um die Öhms abzugewöhnen

Es tut mir leid, dass Herr Sutera so einen gnadenlosen Lehrer hatte. Meine Kunden bekommen nur bekräftigende Methoden beigebracht, kein kleinmachendes, einschüchterndes, schlagendes Brüllen.

Ihm ging es genauso wie den meisten meiner Kunden: Sie hören eine Audio- oder Videodatei von sich selbst und fallen aus allen Wolken. Sie dachten, sie reden gut, und diese Datei beweist genau das Gegenteil!

Mir ging es vor knapp vier Jahren genauso. Statt mir irgendwelche Ausreden auszudenken, habe ich mich auf die Suche gemacht, wie ich diese Töne loswerde. Ich habe keine Hilfe gefunden und habe daher meine eigene Methode entwickelt, und genau die unterrichte ich heute meinen Kunden.

Interessant, was die Schule in London macht

Freut mich, dass die Sache mit Füllworten in der Schule in London ernst genommen wird. Basically it is like you know basically very irritating to listen to somebody that like you know basically says like nothing that basically like has you know no meaning at all. Das gleiche Phänomen gibt es in meiner finnischen Muttersprache. Meine Ohren „bluten“, wenn ich finnische Sendungen höre. Daher höre ich sie gar nicht an. Lesen geht besser. Ich denke wehmütig an meine Finnisch-Lehrerin, die wunderschön reden konnte. Ohne die finnische Version von basically, like und you know . Auf Finnisch übersetzt: niinku, niinku, niinku.

Akademische Wichtigtuerei

 „In der Fachsprache heißen sie Diskursmarker, Diskurspartikeln oder Hesitationsmarker. Ein »Genau« oder ein »Äh«, sagt Sprachwissenschaftler Daniel Gutzmann, helfe der sprechenden Person, sich zu vergewissern. Und: »Sie signalisieren dem Publikum, dass es gleich weitergeht, dass Sie als sprechende Person am Ball bleiben.« Lücken seien gefährlich, sie könnten ungewollt als Hinweis auf das Ende eines Redeanteils hindeuten. Mit einem »Äh« aber bleibe alles im Fluss, die Aufmerksamkeit der Zuhörer:innen werde gehalten.“

Nein, nein und nochmals nein!

Wer meine Öö und Ää Ab-Trainings besucht hat, weiß, dass ich Witze über Menschen mache, die ihre Fülltöne Diskurspartikel nennen.

Mit „genau“ oder „ähm“ etwas zu vergewissern, ist genauso schlecht wie nach einem Satz „gell“, „ne“ oder „weißt du“ zu sagen. Du als Redner solltest so viel Sicherheit mitbringen, dass du dich nicht mit deinen unnötigen „Genaus“ und „Ähs“ zu vergewissern brauchst! Wenn du das machst, bewirkst du genau das Gegenteil.

Wer glaubt, dass Lücken gefährlich sind, hat keine Ahnung vom Überzeugen. Pausen sind die mächtigste Methode in der Kommunikation. Lies es bitte noch mal: Pausen sind die mächtigste Methode in der Kommunikation. Mit deinen Ähs behältst du die Aufmerksamkeit von deinen Zuhörenden, aber das Verständnis nicht. Während der Pausen wächst das Verstehen, nicht bei einem pausenlosen Redefluss.

Pause ist ein Wort

Gedankenpausen umgehen? Wozu? Pause machen. Punkt. Dazu braucht es keine Fülltöne oder -wörter. Tonlos Pause halten ist viel wirkungsvoller, klüger und effektiver.

Ich wiederhole zum dritten Mal: Pausen sind die mächtigste Methode in der Kommunikation.

Verlass dich nicht auf deine Gefühle, sondern mach eine Bestandsaufnahme! Was meine ich damit? Lass ein Diktiergerät laufen, wenn du nächstes Mal in einem Call bist. Somit kannst du, statt dich auf dein Gefühl zu verlassen, ganz genau zählen, wie oft du Ähm und Öhm gesagt hast, oder vielleicht fällt dir auf, dass du ein Lieblingsfüllwort wie „sag mal“ hast.

Der Artikel von Markus Sutera endet mit der Paradenausrede von Sprachwissenschaftler Daniel Gutzmann: »Will ich vor meinen Kolleg:innen authentisch rüberkommen – oder wie der Bundeskanzler bei seiner Neujahrsansprache?«

Ich könnte heulen. Authentisch zu sein hat nichts mit der Menge von Öhms zu tun. Schau dir meine Live-Sendungen an und du wirst merken, dass authentisch zu sein hundertprozentig ohne Öhms und Ähms geht. Ööfrei. Rede ööfrei und du wirkst kompetenter und gleichzeitig authentisch.

Danke Herr Sutera! Es war eine Freude, Ihren Artikel zu lesen. Sie haben mich sehr motiviert, mit meiner Arbeit weiterzumachen.

Für alle, die hier lesen: Sei kein Ausredenerfinder, sondern beginne dein ööfreies Reden mit meiner Hilfe.

PS: Irgendwelche Studien von Politikern in Schottland und ihre schwierigen Wörter als Beweis heran zu ziehen, finde ich niedlich. Ein guter Redner oder eine gute Politikerin nutzt keine schwierigen Wörter, sondern verständliche Sprache. Ich halte fest: Fülltöne sind Müll.

Irmeli Eija, 20.9.2022, Weidenstetten

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